Glaube und Rituale: Das Schiff als Wagen der Sonne
Wenn Menschen in prähistorischen Zeiten Bilder schufen, dann hatte dies nahezu immer einen mythischen oder religiösen Zweck.
Die einzelnen Petroglyphen mögen stumm erscheinen, aber wenn wir die Petroglyphen im Zusammenhang mit anderen Funden betrachten, beginnen wir zu verstehen, inwiefern die Schiffe womöglich eine mythische Bedeutung hatten.
Viele Forschende glauben, dass das Schiff in der Bronzezeit als Transportmittel der Sonne über den Himmel betrachtet wurde, das mithilfe von Tieren wie Pferden und anderen Symbolen fungierte. Diese Symbolik galt wohl auch für die Reise der Toten ins Jenseits.
Die Kraft der Klippen: Das Geheimnis der Cup-and-Ring-Markierungen
Überall auf Bornholm, wo in der Bronzezeit Menschen lebten oder das Land bewirtschafteten, finden sich heute Felsen und Steine mit Cup-and-Ring-Markierungen. Diese kleinen, runden Vertiefungen faszinieren Archäologen und Forschende schon seit Jahren, aber ihre Bedeutung bleibt bis heute ein Rätsel. Die meisten vermuten, dass diese Cup-and-Ring-Markierungen eine rituelle Funktion innehatten, möglicherweise in Verbindung mit Fruchtbarkeit oder der Kultivierung des Bodens. Das Berühren dieser uralten Steine hatte womöglich eine symbolische Bedeutung, darüber lässt sich heute jedoch nur mutmaßen.
Auf drei Bautasteinen aus der frühen Bronzezeit im Naturschutzgebiet Gryet bei Nexø wurden beispielsweise kleine Cup-and-Ring-Markierungen gefunden.
Cup-and-Ring-Markierungen sind kleine runde Vertiefungen, die in der Regel 4 bis 5 cm breit und 1 bis 10 mm tief sind. An einem Ort kann es gleich Hunderte von Cup-and-Ring-Markierungen geben. Manchmal bilden sie Reihen oder Muster, aber zumeist sind die Cup-and-Ring-Markierungen zufällig verteilt.
Schon allein der Akt, auf einer uralten Klippe Markierungen zu hinterlassen, besaß womöglich eine ganz eigene Magie. Und diese Markierungen sind ja bis zum heutigen Tag erhalten geblieben!
Mit Farbe hervorgehobene Cup-and-Ring-Markierungen – bitte beachte, dass die Petroglyphen auf Bornholm heute nicht mehr mit Farbe übermalt werden.
Madsebakke bei Allinge: Das größte Petroglyphenfeld Dänemarks
Auf der Anhöhe Madsebakke nördlich von Allinge auf Nordbornholm befindet sich das größte Petroglyphenfeld in ganz Dänemark. Die eingeritzten Bilder stammen aus der späten Bronzezeit und sind somit über als 2500 Jahre alt. Die Bilder wurden jedoch nicht alle zur gleichen Zeit geschaffen, denn zwischen dem ältesten und dem jüngsten Bild liegen in etwa 400 Jahre. In der Nähe dieser Klippe wurden zudem Gruben mit Steinen mit Brandspuren gefunden sowie Spuren eines Kopfsteinpflasters.
Archäologen glauben, dass die Anhöhe Madsebakke als Zufluchtsort für die Menschen in der Umgebung diente. Womöglich war dieser Ort aber auch für ein weitaus größeres Gebiet von wichtiger Bedeutung. Die Petroglyphen wurden wahrscheinlich im Rahmen umfassenderer Rituale angefertigt. Worin diese Rituale bestanden, lässt sich heute jedoch nur vermuten. Womöglich handelte es sich hierbei um Opferungen, heilige Mahlzeiten, Musik, Tanz und Geisterbeschwörung.
Nur 100 Meter vom Madsebakke entfernt gab es früher zwei weitere Klippen mit Felszeichnungen. Leider wurden diese Felsen 1890 in Stücke gesprengt, als in zahlreichen kleinen Steinbrüchen auf Nordbornholm Granit abgebaut wurde. Das gleiche Schicksal hätte wahrscheinlich auch den Madsebakke ereilt, wenn das Gestein hier nicht von schlechter Qualität gewesen wäre.
Einem besonders engagierten Amateurarchäologen auf Bornholm, dem Lehrer L. Petersen aus Allinge, gelang es jedoch, Skizzen der beiden Ritzungen anzufertigen. Sie zeigen Schiffe des üblichen Typs, aber auch die einzige deutliche Darstellung einer menschlichen Gestalt, die auf Bornholm je gefunden wurde. Zusammen bildeten die drei Klippen den markantesten Komplex von Petroglyphen auf Bornholm. In einem Umkreis von 1 bis 2 Kilometern befinden sich zahlreiche weitere Klippen mit Petroglyphen.