Artikel

Petroglyphen auf Bornholm: Bilder aus der Vergangenheit

Bornholm nimmt in der Geschichte Dänemarks einen besonderen Platz ein, insbesondere, wenn es um Zeugnisse aus der Bronzezeit geht.

Petroglyphen auf Bornholm: Ein Fenster in die Vergangenheit

Zu den eindrucksvollsten Spuren, welche die Menschen der Bronzezeit auf der Insel hinterlassen haben, gehören die Petroglyphen.

Diese geheimnisvollen Einritzungen in Felsen und Steine faszinieren seit Jahrhunderten nicht nur Fachleute im Bereich Archäologie, sondern auch die Besuchenden.

Die Petroglyphen bieten uns zusammen mit archäologischen Funden einen Einblick in den Glauben, die Überzeugungen und die magischen Vorstellungen der Vergangenheit.

Eine 2800 Jahre lange Reise

Auf den bronzezeitlichen Petroglyphen sind eine Vielzahl an Abbildungen von Schiffen zu sehen. Diese stellten sowohl auf Bornholm als auch im übrigen Südskandinavien eines der wichtigsten Motive dar. Es wird vermutet, dass diese Schiffe nicht nur den Transport symbolisieren sollen, sondern auch auf einer tieferen Ebene von Bedeutung sind – als eine Reise zwischen den Welten, sowohl physisch als auch spirituell. Auch auf vielen Bronzegegenständen, die im Rest von Dänemark gefunden wurden, sind Schiffsmotive dargestellt.

In der Antike war das Reisen auf dem Wasser weitaus einfacher und schneller als auf dem Land. Bornholm war in der Bronzezeit kein isolierter Ort. Die Menschen ruderten ungehindert über die Ostsee und brachten Bronze und neue Ideen mit.

Dennoch haben Fachleute im Bereich Archäologie bis heute noch nie ein echtes Boot aus der Bronzezeit gefunden. Das nächstgelegene Schiff, das gefunden wurde, ist das Hjortspring-Boot von der Insel Als. Es stammt aus der frühesten Eisenzeit im Jahr 400 v. Chr und gebaut wurde das Hjortspring-Boot ursprünglich im südlichen Ostseeraum. Theoretisch kann es aber gut sein, dass es auch einmal nach Bornholm gereist ist.

Mit Farbe deutlich gemachtes Schiff – bitte beachte, dass die Bornholmer Petroglyphen heute nicht mehr mit Farbe übermalt werden

Glaube und Rituale: Das Schiff als Wagen der Sonne

Wenn Menschen in prähistorischen Zeiten Bilder schufen, dann hatte dies nahezu immer einen mythischen oder religiösen Zweck.

Die einzelnen Petroglyphen mögen stumm erscheinen, aber wenn wir die Petroglyphen im Zusammenhang mit anderen Funden betrachten, beginnen wir zu verstehen, inwiefern die Schiffe womöglich eine mythische Bedeutung hatten.

Viele Forschende glauben, dass das Schiff in der Bronzezeit als Transportmittel der Sonne über den Himmel betrachtet wurde, das mithilfe von Tieren wie Pferden und anderen Symbolen fungierte. Diese Symbolik galt wohl auch für die Reise der Toten ins Jenseits.

Die Kraft der Klippen: Das Geheimnis der Cup-and-Ring-Markierungen

Überall auf Bornholm, wo in der Bronzezeit Menschen lebten oder das Land bewirtschafteten, finden sich heute Felsen und Steine mit Cup-and-Ring-Markierungen. Diese kleinen, runden Vertiefungen faszinieren Archäologen und Forschende schon seit Jahren, aber ihre Bedeutung bleibt bis heute ein Rätsel. Die meisten vermuten, dass diese Cup-and-Ring-Markierungen eine rituelle Funktion innehatten, möglicherweise in Verbindung mit Fruchtbarkeit oder der Kultivierung des Bodens. Das Berühren dieser uralten Steine hatte womöglich eine symbolische Bedeutung, darüber lässt sich heute jedoch nur mutmaßen.

Auf drei Bautasteinen aus der frühen Bronzezeit im Naturschutzgebiet Gryet bei Nexø wurden beispielsweise kleine Cup-and-Ring-Markierungen gefunden.

Cup-and-Ring-Markierungen sind kleine runde Vertiefungen, die in der Regel 4 bis 5 cm breit und 1 bis 10 mm tief sind. An einem Ort kann es gleich Hunderte von Cup-and-Ring-Markierungen geben. Manchmal bilden sie Reihen oder Muster, aber zumeist sind die Cup-and-Ring-Markierungen zufällig verteilt.

Schon allein der Akt, auf einer uralten Klippe Markierungen zu hinterlassen, besaß womöglich eine ganz eigene Magie. Und diese Markierungen sind ja bis zum heutigen Tag erhalten geblieben!

Mit Farbe hervorgehobene Cup-and-Ring-Markierungen – bitte beachte, dass die Petroglyphen auf Bornholm heute nicht mehr mit Farbe übermalt werden.

Madsebakke bei Allinge: Das größte Petroglyphenfeld Dänemarks

Auf der Anhöhe Madsebakke nördlich von Allinge auf Nordbornholm befindet sich das größte Petroglyphenfeld in ganz Dänemark. Die eingeritzten Bilder stammen aus der späten Bronzezeit und sind somit über als 2500 Jahre alt. Die Bilder wurden jedoch nicht alle zur gleichen Zeit geschaffen, denn zwischen dem ältesten und dem jüngsten Bild liegen in etwa 400 Jahre. In der Nähe dieser Klippe wurden zudem Gruben mit Steinen mit Brandspuren gefunden sowie Spuren eines Kopfsteinpflasters.

Archäologen glauben, dass die Anhöhe Madsebakke als Zufluchtsort für die Menschen in der Umgebung diente. Womöglich war dieser Ort aber auch für ein weitaus größeres Gebiet von wichtiger Bedeutung. Die Petroglyphen wurden wahrscheinlich im Rahmen umfassenderer Rituale angefertigt. Worin diese Rituale bestanden, lässt sich heute jedoch nur vermuten. Womöglich handelte es sich hierbei um Opferungen, heilige Mahlzeiten, Musik, Tanz und Geisterbeschwörung.

Nur 100 Meter vom Madsebakke entfernt gab es früher zwei weitere Klippen mit Felszeichnungen. Leider wurden diese Felsen 1890 in Stücke gesprengt, als in zahlreichen kleinen Steinbrüchen auf Nordbornholm Granit abgebaut wurde. Das gleiche Schicksal hätte wahrscheinlich auch den Madsebakke ereilt, wenn das Gestein hier nicht von schlechter Qualität gewesen wäre.

Einem besonders engagierten Amateurarchäologen auf Bornholm, dem Lehrer L. Petersen aus Allinge, gelang es jedoch, Skizzen der beiden Ritzungen anzufertigen. Sie zeigen Schiffe des üblichen Typs, aber auch die einzige deutliche Darstellung einer menschlichen Gestalt, die auf Bornholm je gefunden wurde. Zusammen bildeten die drei Klippen den markantesten Komplex von Petroglyphen auf Bornholm. In einem Umkreis von 1 bis 2 Kilometern befinden sich zahlreiche weitere Klippen mit Petroglyphen.

1

Besøg Helleristningsfeltet ved Madsebakke

Abtragung der Petroglyphen

Granit ist nicht so unvergänglich, wie man vielleicht glaubt. Die Oberfläche wird nämlich durch Witterung und Flechten langsam zersetzt. Dies ist ein natürlicher Prozess, aber durch u. a. Luftverschmutzung wird er heutzutage beschleunigt.

Mehrere Petroglyphen auf Bornholm sind deshalb derart verwittert, dass sie an der Grenze dessen sind, was sich noch erkennen lässt. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass manche Zeichnungen für immer verloren sind.

Der Granit um Svaneke ist weniger widerstandsfähig als andere Granitarten. Vielleicht ist dies der Grund, warum man in diesem Gebiet nur tief eingeschlagene Cup-and-Ring-Markierungen und Fußsymbole findet. Die am besten erhaltenen Petroglyphen waren die meiste Zeit von Erde bedeckt.

In anderen Ländern hat man aus diesem Grund auch damit begonnen, freiliegende Felszeichnungen abzudecken, nachdem man diese gründlich dokumentiert hat. Das Gleiche könnte auch bald auf Bornholm geschehen.

Zu ihrem Schutz werden die Felszeichnungen nicht mehr rot angemalt, was jedoch dazu führt, dass sie für ungeübte Augen nur schwer zu erkennen sind.

Verhalte dich rücksichtsvoll

Auch die Menschen haben im Lauf der Jahre zum Verschwinden der Petroglyphen beigetragen. Dies lässt sich vermeiden, wenn du bei deinem Besuch einige einfache Regeln befolgst.

  • Die Petroglyphen dürfen niemals betreten werden.
  • Zeichne nicht auf die Felsen, und zwar weder mit Kreide noch anderen Gegenständen.
  • Lasse keinen Müll zurück. Beachte zudem, dass sich die meisten Felszeichnungen auf Privatgrundstücken befinden, deren Eigentümer freundlicherweise den öffentlichen Zugang gestatten.
Thema
Die Bronzezeit auf Bornholm
Thema
Bornholms Museum - Ein kulturgeschichtliches Museum
Thema
Bornholmer Runensteine: Ein Guide zu den historischen Runen der Insel
Thema
Bautasteine auf Bornholm: Stumme Zeugen der Vergangenheit
0
Sie haben keine Favoriten
Sie haben 1 Favorit
Sie haben 0 Favoriten
Schreiben Sie uns eine Mail
Skriv til os

Schreiben Sie uns eine Mail:

info@bornholm.info

Touristinformationen
Rufen Sie uns an
Rufen Sie uns an

På telefon:

(+45) 56 95 95 00